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Permablitz – oder: Teichbau in zwei Stunden
Permablitze sind eintägige, kostenlose Veranstaltungen, die sowohl dem Wissens- und Erfahrungsaustausch, als auch der praktischen Umsetzung von Permakultur-Elementen dienen.
Beim Permablitz werden permakulturelle Aktivitäten mit Hilfe mehrerer Menschen blitzschnell erledigt. Als TeilnehmerIn bringst du deine Arbeitskraft mit ein und packst tatkräftig mit an. Im Gegenzug kannst du Wissen, Fähigkeiten und Techniken erlernen bzw. austauschen. Darüber hinaus erweiterst du dein Netzwerk und lernst andere Permakultur-PraktikerInnen und Projekte kennen.
Der Permablitz ist daher ein perfektes Format für den Umsetzungsworkshop, den ich im Rahmen des GreenACTIONS Wettbewerbs der Stadt Karlsruhe im Februar gewonnenen hatte.
Ziel war es, in unserem kleinen Permakultur Vorstadtgarten unmittelbar neben dem Mini Waldgarten in unserem Hinterhof einen vielfältigen Naturteich als Feuchtbiotop anzulegen. Außerdem sollte mit dem ausgehobenen Gartenboden direkt ein neues Gemüsebeet auf der bisher betonierten Hinterhoffläche angelegt werden.
Anhand dieser erfolgreichen und für mich äußerst inspirierenden Aktion möchte ich dir in diesem Artikel einen Überblick über Ablauf, Inhalte & mögliche Ergebnisse eines Permalbitzes vorstellen.
1. Vorbereitung des Permablitzes
a. Vorgespräch
In einem Vorgespräch mit Urbane Gärten Karlsruhe, die von Seiten der Stadt Karlsruhe mit der Organisation und Durchführung der Umsetzungsworkshops beauftragt waren, wurde zunächst das Ziel des Workshops sehr genau definiert. Die Kombination von Teichinstallation inkl. Erdaushub einerseits und Verwendung eben dieses Aushubs zum Auffüllen und Anlegen eines ca. 25cm hohen Rahmenbeets auf der bisherigen Betonfläche andererseits erfüllte gleich mehrere Rahmenbedingungen, um einen Permablitz zu veranstalten:
Auch war geplant, den ca. 2,1m langen und ca. 1,2m breiten Teich mittels der Verwendung des vor Ort verfügbaren Lehms abzudichten und so als reinen Naturteich anzulegen. Daher wurde vereinbart, tiefere in die Recherche zum Bau eines Naturteichs einzusteigen.
- Die Wiederverwendung von Materialien, die vor Ort verfügbar sind (Teichaushub, Natursteine als Beeteinfassung, etc.) ist eins der wichtigsten Permakultur Prinzipien
- Die geplante Installation eines Solarfiltersystems zeigt ein weiteres Permakultur Prinzip bei der Aktion, nämlich das Speichern & Nutzen erneuerbarer Energien
- Durch die Aufteilung auf zwei Teilprojekte konnten die Arbeiten im kleinen Hinterhof räumlich entzerrt werden und so bis zu 10 Personen als maximale Teilnehmerzahl festgelegt werden
Auch war geplant, den ca. 2,1m langen und ca. 1,2m breiten Teich mittels der Verwendung des vor Ort verfügbaren Lehms abzudichten und so als reinen Naturteich anzulegen. Daher wurde vereinbart, tiefere in die Recherche zum Bau eines Naturteichs einzusteigen.
Außerdem wurde festgelegt, dass ich die Betonplatte bereits vor dem eigentlichen Permablitz entfernen werde, da dies für eine Gemeinschaftsaktion mit mehreren Personen ein hohes Gefahrenpotential bzgl. Arbeitssicherheit bedeutet hätte.
Schießlich wurde als Termin der 01. Juni 2024, als Ausweichtermin für richtig schlechtes Wetter der 08. Juni 2024 festgelegt. Somit standen für Werbung und Organisation der Aktion mehr als 8 Wochen zur Verfügung.
b. Werbung für den Permablitz
Zur Ankündigung der Mitmachaktion wurden die Social Media Kanäle von Urbane Gärten Karlsruhe und mir vier Wochen vor dem Termin des Permablitzes genutzt. Außerdem wurde über nebenan.de Werbung in der unmittelbaren Umgebung unseres Wohnortes geschaltet. Schließlich wurde auf die Aktion auf den Websites sowie in meinem Newsletter hingewiesen.
c. Teichausführung – Naturmaterialien, Teichfolie oder Teichwanne?
Beim Bau eines Teichs aus Naturmaterialien, zum Beispiel aus Lehm oder Bentonit, ist vor allem anderen auf die Böschungsneigung zu achten. Ein Gefälle von 3:1 darf nicht überschritten werden, da der Teich sonst aufgrund des unzureichend haftenden Lehms schnell undicht wird. Bei Einhaltung dieser Böschungsneigung wäre die maximale Tiefe lediglich 20cm, was zu schneller Verdunstung & Veralgung im Sommer führen würde.
Außerdem wäre ein ca. 40cm tieferer Aushub notwendig, um daraufhin die mindestens 30cm dicke Dichtungsschicht aus Lehm oder Bentonit einzubringen und zu verdichten.
Diese Gründe führten zu dem schmerzenden Entschluss, den Teich nicht aus Naturmaterilien zu bauen.
Die Verwendung von Teichfolie ist eine gängige Bauart für Gartenteiche. Dabei ist EPDM-Folie aus synthetischem Kautschuk grundsätzlich der PVC-Folie vorzuziehen ist, da sie langlebiger, ozon- und UV-resistent und hochflexibel ist. Allerdings ist die Anschaffung von langlebiger EPDM-Folie nicht ganz billig.
Eine vorgefertigte Teichwanne gibt die Teichform natürlich fest vor. Die Teichwanne ist allerdings durch die Wanddicke sehr robust und langlebig. Dies wäre definitiv nicht meine erste Wahl für die Ausführung meines Teichs gewesen. Allerdings hatte ich die Möglichkeit, eine recycelte Teichwanne vor der Mülldeponie zu bewahren und gratis zu beziehen. Außerdem hat die Teichwanne für eine kurze Aktion wie einen Permablitz den unschlagbaren Vorteil, dass die Installation von allen Ausführungsvarianten mit Abstand am Schnellsten durchgeführt werden kann. Daher lag die Entscheidung klar auf der Hand: Die Teichwanne wird´s!
d. Organisation des Permablitzes
Neben der zuvor schon erwähnten Entfernung der ca. 25cm dicken Betonplatte im Bereich des neuen Gemüsebeetes wurden bereits im Vorfeld sämtliche Baumaterialien , Werkzeuge, eine recycelte Teichwanne, das Solarfiltersystem, Teich- und Gemüsepflanzen besorgt.
Zur Verpflegung wurden alle notwendigen Zutaten für Pizza aus dem Lehmofen besorgt und Hefeteig am Morgen des Workshops angesetzt.
2. Eintrudeln & Kennenlernen
Pünktlich um 13:00 Uhr kamen die acht per Email vorher angemeldeten Teilnehmer des Permablitzes in unserem Vorstadtgarten an. Mir waren lediglich zwei davon bekannt, untereinander kannten die Teilnehmer sich überhaupt nicht. Daher gab es zunächst mal ein kurzes Kennenlernen mit Vorstellungsrunde und Erwartungen an den Workshop.
3. Input bzw. inhaltliche Erarbeitung
Nach dem Kennenlernen folgte eine kurze Erläuterung der heutigen Aufgabe. Ebenso gab ich den Teilnehmern einen Überblick der bisher erfolgten permakulturellen Umgestaltung des Gartens. Außerdem wurden die Zusammenhänge zwischen den neuen und den bereits bestehenden Elementen erklärt.
4. Die praktische Umsetzung
Um 13:10 Uhr ging´s dann los. Alle Teilnehmer teilten sich zunächst auf 2 Teams auf: Team 1 zum Bau des neuen Gemüsebeets, Team 2 zur Installation des Teichs.
Zum Bau des neuen Gemüsebeetes musste zunächst eine niedrige Trockenmauer aus Sandsteinen aufgesetzt werden. Parallel wurde der lehmige Boden (welcher unterhalb der entfernten Betonplatte vorhanden ist) mit Hilfe einer Broadfork Grabegabel etwas gelockert und mit Gesteinsmehl zur Bodenverbesserung bestreut. Dann wurde das beim Teichaushub anfallende Substrat aus Garten-Oberboden eingefüllt und mit Pflanzenkohle und Kompost verbessert. Nachdem abschließend eine Lage aus gut gereifter, selbst hergestellter Terra Preta Schwarzernde eingefüllt worden war, konnte mit der Pflanzung begonnen werden.
Zur Installation der Teichwanne war an der tiefsten Stelle ein 60cm tiefer Aushub zu bewerkstelligen. Gebuddelt wurde zu dritt, zwei weitere Personen kümmerten sich um den Transport des ausgehobenen Oberbodens ins neue Beet. Der darunterliegende Lehmboden wurde direkt mittels Schubkarre zum auf der Straße wartenden LkW abtransportiert.
Bevor die Teichwanne eingesetzt werden konnte, wurde eine ca. 10-15cm dicke Schicht aus Reinsand in die Grube eingefüllt. Nach dem Ausrichten der Wanne per Wasserwaage wurde der gleiche Sand dann auch seitlich aufgefüllt und mit Wasser eingeschwämmt, während parallel auch in die Wanne Wasser gefüllt wurde.
Achtung: An dieser Stelle ist besondere Vorsicht gefragt, denn vor allem bei wasserundurchlässigem Untergrund besteht das Risiko, die Teichwanne durch das Einspülen von feinem Sand und Wasser wieder „anzuheben“. Dies hätte einen Ausbau der Wanne und einen erneuten Aushub zur Folge.
Nun ging es an die Installation der Solarfilter-Anlage (siehe Abbildung). Eine gute Informationsquelle zu dieser Art von Teichfiltersystemen findest du übrigens hier auf dem YouTube Kanal von David Pagan Butler.
Schließlich wurden die Flachwasserzonen mit feinem Kies und der Teichrand mit Sandsteinen gestaltet, bevor zuletzt die Wasserpflanzen einziehen konnten.
Um 15:20 Uhr – nach nur 2 Stunden und 10 Minuten – waren sowohl Teich als auch Beet fertig installiert!
5. Nachbereitung / Aufräumen
Die Nachbereitung war schnell dann erledigt: Werkzeug wurde eingesammelt, die zuvor zum Schutz des Rasen ausgelegten Schaltafeln wieder zur Seite gestellt und verschüttetes Bodensubstrat zusammengekehrt.
6. Reflexion der Aktion & gemeinsames Ausklingen
Nun war es an der Zeit für einen ausgedehnten Gartenrundgang, bevor der Permablitz mit leckerer Pizza aus dem selbstgebauten Lehmofen seinen Ausklang fand. Das Feedback aller Teilnehmer war dabei durchgehend positiv. Vielfach wurde der Wunsch geäußert, eine solche Aktion möglichst bald zu wiederholen. Auch erste Ideen für einen nächsten Permablitz wurden gesammelt.
Fazit
Der Permablitz ist ein äußerst wirkungsvolles Werkzeug, um durch die Einbindung mehrerer Personen sehr schnell permakulturelle Aktivitäten umzusetzen. Nicht unterschätzen solltest du dabei aber den Aufwand für eine gute Vorbereitung und eine umfangreiche, detaillierte Organisation des Events.
Viel wichtiger als die Umsetzung der geplanten Aktivität ist dabei der soziale Aspekt: Denn mit einem Permablitz entstehen neue Kontakte und Bekanntschaften – oft unter Gleichgesinnten. Das neue Netzwerk ist somit das eigentlich wichtige Ergebnis dieses Events und unschätzbar wertvoll.