Das Potenzial der Permakultur – Mit 6 Tipps zu mehr Selbstversorgung

Dieser Artikel beschreibt, wie wir unsere Gärten als Ressource besser nutzen und ihr Potenzial zur Nahrungsmittelerzeugung und Erhöhung der Biodiversität mit Permakultur besser ausschöpfen können.
Foto: Lisa Pitz / Little Roots Fotografie

Deutschlands Bedarf

Wusstest du, dass nur rund 38 Prozent unseres jährlichen Gemüsebedarfs in Deutschland durch heimische landwirtschaftliche Erzeugung gedeckt wird? Bei Obst sind es sogar nur 20 Prozent.1
Damit ist klar, dass Deutschland bei Gemüse und vor allem bei Obst auf Importe aus dem Ausland angewiesen ist. Lediglich bei Weißkohl und Rotkohl ist Deutschland mit 114 Prozent über dem Grad der Selbstversorgung.

In Zahlen bedeutet das:

  • 4,0 Millionen Tonnen Gemüse wurden in Deutschland im Jahr 2023 produziert2
    => d.h. es fehlen 6,53 Millionen Tonnen Gemüse, um den Gesamtbedarf zu decken
  • 1,11 Millionen Tonnen Obst wurden in Deutschland im Jahr 2023 produziert2
    => d.h. es fehlen 4,44 Millionen Tonnen Obst, um den Gesamtbedarf zu decken

In Summe fehlten also im Jahr 2023 in Deutschland zur Deckung des Gesamtbedarfs rund 11 Millionen Tonnen Obst & Gemüse. Diese wurden hauptsächlich aus Spanien, den Niederlanden, Italien, Marokko und von noch weiter entfernten Ländern importiert.

Der Stellenwert des Privatgartens

Wusstest du, dass es in Deutschland  rund 17 Millonen Gärten mit einer Gesamtfläche von 6.800 km² gibt? Das entspricht einer Fläche von etwa 1 Mio. Fußballplätzen oder fast der gesamten Ackerfläche von Rheinland-Pfalz. Das bedeutet auch, dass 2% der gesamten Landesfläche von Deutschland private Gärten sind.

Schätzungen zufolge sind etwa 50 Prozent dieser Flächen als Rasen angelegt und wird als Freizeit- und Erholungsfläche genutzt, leider mit wenigen Benefits für Umwelt und/oder Ernährungssicherheit.

Darüber hinaus werden Gärten auch als ästhetische Außenanlage mit schön anzuschauenden Zierpflanzen angelegt. Und erfreulicherweise verwandelt eine immer größer werdende Bevölkerungsgruppe ihren Garten in einen Nahrungs- und Lebensraum für Vögel, Insekten und andere Wildtiere.

Die Fläche, die für den privaten Obst- und Gemüseanbau genutzt wird, liegt Schätzungen zufolge bei 10 bis 15 Prozent der Gesamtfläche privater Gärten. Eine Studie der Universität Sussex ergab, dass Kleingärtner durchschnittlich etwa 1 kg Obst und Gemüse pro Quadratmeter ernten, was vergleichbar mit den Erträgen konventioneller landwirtschaftlicher Betriebe ist.

Flächennutzung privater Gärten in Deutschland – Schätzwerte

Permakultur als Lösung

Aus meiner eigenen Erfahrung können wir die Erträge der Obst- und Gemüseanbeete in unseren Privatgärten quasi ohne Mehraufwand beträchtlich steigern. Wie? Mit den Prinzipien der Permakultur.

Hier sind 6 Permakultur Tipps zu mehr Selbstversorgung:

  1. Bepflanzung unserer Gemüsebeete in Mischkultur mit sehr dichter Bepflanzung; die sehr dicht zueinander platzierten Gemüsepflanzen sind so ausgewählt, dass sie hinsichtlich Nährstoffversorgung und Wurzelraum nicht miteinander konkurrieren, bestenfalls sich sogar gegenseitig unterstützen; durch die dichte Bepflanzung wird der Boden beschattet, was wiederum gut für die Boden-Mikrobiologie und die Bodenfeuchte ist
  2. Unterpflanzung bestehender Obstbäume und Beerensträucher, möglichst mit mehrjährigen, vorzugsweise essbaren Gemüsepflanzen oder Kräutern; auch hier sollten Pflanzen gewählt werden, welche die Gehölze unterstützen, indem sie Bestäuben anlocken, Nährstoffe zur Verfügung stellen, Schädlinge vertreiben oder den Boden als „Lebendmulch“ bedecken (Artikel zu Waldgärten im Privatgarten gibts hier)
  3. Nutzung des dreidimensionalen Raums mit essbaren Kletterpflanzen
  4. Ersetzen ökologisch wertloser Pflanzen (wie z.B. Thujahecken, Kirschlorbeer) durch essbare, heimische Wildobstgehölze (wie z.B. Mispel, Felsenbirne, Sanddorn, Schlehe, Holunder) oder klassische Obstgehölze
  5. Eigene Herstellung natürlicher Düngemittel durch Kompostieren der eigenen organischen Abfälle
  6. Stabilisierung Ökosystems in unseren Gärten durch Verbesserung der Bodenorganik, vielfältige Bepflanzung und Schaffung biodiverser Lebensräume

Basierend auf den Erfahrungen aus meinem eigenen Vorstadtgarten kann mit diesen Maßnahmen bei vorsichtiger Schätzung der Ertrag pro Quadratmeter von 1 kg pro Quadratmeter auf mind. 1,8 kg pro Quadratmeter gesteigert werden, eine Ertragssteigerung von 0,8 kg pro Quadratmeter. Dies entspräche einem Mehrertrag von:

6.800 km2 x 10% x 0,8 kg/m2 = 0,54 Millionen Tonnen Obst & Gemüse

Permakultur Gemüsebeet in Mischkultur
Schlüssellochbeet mit Gemüse in Mischkultur und Blühpflanzen, Foto: Adrian Ballbach

Der Rasenfaktor

Ein riesiges Potenzial liegt in der Reduzierung unserer Rasenflächen zugunsten Obst- und Gemüseanbau. Wenn nur ein Viertel der Rasenflächen in ein Obst- oder Gemüsebeet mit Anbau nach Permakultur Prinzipien umgewandelt werden könnte, entspräche dies einem weiteren Mehrertrag von

6.800 km2 x 50% x 25% x 1,8 kg/m2 = 1,53 Millionen Tonnen Obst & Gemüse

Fazit

Das Potenzial durch eine zukunftsfähigere, vielfältigere und zugleich ertragreichere Nutzung unserer Privatgärten durch Permakultur ist riesig. Durch die hier vorgestellten Maßnahmen alleine könnte fast ein Fünftel der bislang importierten Menge an Obst und Gemüse in den Privatgärten Deutschlands produziert werden.
(0,54 + 1,53 = 2,07 Millionen Tonnen der aktuell fehlenden 11 Millionen Tonnen)

Zeitgleich könnten dadurch die notwendigen Transporte und damit der Verbrauch fossiler Brennstoffe sowie CO2-Emissionen durch Abgase erheblich reduziert werden.

Und in dieser sehr konservativen Berechnung ist noch sehr viel Luft nach Oben:
Weit mehr als nur ein Viertel der Rasenflächen in Gärten könnte zum Obst- und Gemüseanbau genutzt werden, auch auf Balkons können erhebliche Mengen an Lebensmitteln erzeugt werden, eine gesteigerte Zahl an Gemeinschaftsgärten und Waldgärten auf öffentlichen Flächen würde weitere Erträge liefern, usw.

Du bist dran…

Wie nutzt du deinen Garten bisher? Mit welchen einfachen Maßnahmen kannst du dieses Jahr die eine oder andere Fahrt zum Supermarkt vermeiden? Und benötigst du wirklich eine so große Rasenfläche?

1 Quelle: Bundeszentrum für Ernährung (BZfE)
2 Quelle: Statistisches Bundesamt

Anmerkung: Dieser Artikel wurde nach bestem Wissen und Gewissen gründlich recherchiert, ist jedoch keine wissenschaftliche Ausarbeitung. Viele der Daten im Hinblick auf Privatgärten sind Schätzungen diverser Universitäten und können nicht mit konkreten Quellen belegt werden. Vielmehr soll mit dieser Berechnung das Potenzial aufgezeigt werden, welches in unseren Privatgärten schlummert.

Foto: Lisa Pitz / Little Roots Fotografie

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