Projektbeispiel: Ein Paradies auf dicker Lehmschicht

Projektbeispiel für ein Permakultur Design für eine vielfältige, naturnahe Gartengestaltung in der Oberpfalz

Projektbeispiel eines Permakultur Designs für ein vielfältiges, naturnahes Gartenparadies mit geschützten Aufenthaltsbereichen, Gemüseanbau, heimischen Obstbäumen und artenreicher Tierwelt. Und das alles auf regenerative Art und Weise nach den Prinzipien der Permakultur. So lautet der Wunsch eines Privatkunden in der schönen Oberpfalz. Auf geht´s!

Ausgansgssituation & Vor-Ort-Analyse

Grüne Wiese. Das ist auf den ersten Blick alles, was es auf dem südseitig geneigten, leicht abfallenden Gelände zu entdecken gibt, als ich Anfang September erstmals vor Ort bin. Keine Terassen, keine Bäume, keine Sträucher, keine Wege. Einfach eine 2.500 Quadratmeter große, sprichwörtliche „grünen Wiese“. Genau diese Abwesenheit optischer Anhaltspunkte macht eine Gartenplanung zunächst ungemein schwer und ist einer der Gründe für meine Beauftragung. 

Ist-Zustand beim ersten Vor-Ort Besuch in der Oberpfalz

Bei einer ausführlichen Beobachtung ist schnell ersichtlich, dass ein kontinuierlicher Wind aus Ost auf das Gelände weht. Außerdem gibt es bislang auch keinerlei Schutz gegen Sonneneinstrahlung. Und obwohl schon im Vorab-Gespräch angekündigt, wird bei der Untersuchung des Bodens und der auf der Wildwiese wachsenden Pflanzen schnell klar, dass wir es mit ziemlich undurchlässigem Lehmboden zu tun haben. Als wir dann feststellen, dass das 2,5 Meter tief verlegte Drainagerohr der 8.000 Liter Zisterne immer noch nicht entwässert, folgern wir, dass die Lehmschicht nicht nur einige Zentimeter, sondern mehrere Meter dick ist.

Die Entnahme einer Bodenprobe offenbart schweren Lehmboden
Größte Herausforderung: Entwässerung

Somit wird es zur größten Herausforderung bei diesem Projekt, eine Entwässerungsstrategie des Bodens zur Vermeidung von Staunässe bei gleichzeitiger Bodenverbesserung durch Humusaufbau auszuarbeiten. Denn aufgrund der Lehmschicht entstehen großflächig feuchte Bereiche, die nur sehr langsam trocknen. Hierzu ermittle ich den längstmöglichen Wasserweg mit geringstmöglichem Gefälle anhand der zuvor in die Base Map (Karte des Ausgangszustands) eingezeichneten Höhenlinien.

Ausarbeitung des längsmöglichen Wasserweges mit wenig Gefälle

Dieser ca. 80 Zentimeter tiefe Graben soll nach Aushub mit Holzmaterial gefüllt und so zukünftig gleichzeitig als Wasserdrainage und Gehweg dienen. Der mit Kompost angereicherte Bodenaushub ermöglicht eine Geländemodellierung, so dass empfindlichere Pflanzen auf kleine Hügel gesetzt werden können. Es werden also feuchtere und trockenere Bereiche gestaltet und entsprechend bepflanzt.

Detailzeichnung der geplanten Entwässerungsgräben

Durch den sich das Gelände hinabschlängelnden (Wasser-)Weg entstehen sechs verschiedene (Lebens-) Bereiche, die je nach Lage und Entfernung zum Haus ganz unterschiedlich genutzt werden können:
Ein Garten mit Gemüsebeeten, ein Wirtschaftstrakt mit  Laufenten, eine Wildwiese, ein Schwimmteich, ein Waldgarten und eine Wildniszone. 

Hier siehst Du Permakultur Design Permakulturgarten Projektbeispiel Oberpfalz
Fertiges Permakultur Design – Zick-Zack Entwässerungswege lassen 6 Lebensbereiche entstehen
Sonnenschutz mit passivem Solardesign

Ein breites Rankgitter mit Weinreben dient der Beschattung der Terrasse. Vorteil dieser „lebenden Markise“ ist es, dass die Frühlingssonne aufgrund fehlender Blattmasse das angrenzende Wohnzimmer heizen kann, während in den heißen Sommer- und Herbstmonaten eine Beschattung der Terrasse stattfindet und damit eine niedrigere Temperatur im Wohnzimmer herrscht. Durch die Verdunstung von Wasser durch die Blätter der Weinrebe wird die Temperatur auf der Terrasse an heißen Sommertagen zusätzlich reduziert und so der Aufenthalt deutlich angenehmer.

Die Wildobsthecke

Als Wind- und Blickschutz dient eine mehr als 50 Meter lange Wildobsthecke, die an der kompletten Ostseite des Grundstückes entlang verlaufen wird. Dabei werden Kornellkirsche, Weißdorn, Korallen-Ölweide, Sanddorn, Aroniabeere, Hundsrose, Felsenbirne, Haselnuss, Mispel, essbare Eberesche, Schlehe, Holunder, Berberitze und viele weitere vorwiegend heimische Arten verwendet.

Die Hecke erfüllt dabei gleichzeitig mehrere Funktionen: Die wichtigste Funktion ist der Windschutz, um sämtliche weiteren Jungpflanzen vor dem bisher ungeschützt hereinwehenden Ostwind zu schützen. Außerdem entsteht zunehmend auch ein Blickschutz. Die Früchte der meisten der verwendeten Sträucher sind für Menschen essbar und stellen auch für Vögel eine ergiebige Nahrungsquelle dar. So entwickelt sich in der „Randzone Hecke“ ein wichtiger Lebensraum, denn durch die Hinterlassenschaften der Vögel entsteht wiederum sehr nährstoffreicher Boden.

Bereich 1: Der Gemüsegarten

Die unmittelbar vor der Terasse liegende ebenerdig zu erreichende Fläche wird als Schlüssellochbeet oder mit Rahmenbeeten für Intensivgemüse wie Salat, Gurken, Tomaten, Spinat, etc. genutzt und aus einem erhöht aufgestellten Regenwassertank per Gravitation bewässert. Dann folgt eine südseitig ausgerichtete Böschung, auf der durch die Sonneneinstrahlung und die Böschungsneigung trockenheitsliebende Kräuter wie Rosmarin, Salbei, Thymian, Lavendel und auch Tee- und Heilpflanzen wie Echinacea, Tulsi und Malve angebaut werden.

Dann folgt ein großer Beetbereich, der für den Anbau von extensivem Gemüse mit größerem Platzbedarf vorgesehen ist: Kartoffeln, Kürbisse, Zuccini, Bohnen, Mais, große Kohlsorten und viele andere können hier geplanzt werden. Sämtliche Beetflächen können mit dem Heu der Wildwiese gemulcht und so vor Austrocknung geschützt werden.

Bereich 2: Der Wirtschaftstrakt

In diesem Bereich befinden sich neben einem Geräte- und Lagerschuppen auch der Stall und Außenbereich für die Laufenten. Kombiniert werden diese Elemente mit Kompost und Gewächshaus, um gegenseitige Wechselwirkungen zu verstärken und die Wege kurz zu halten. So können Stroh und Ausscheidungen aus dem Stall direkt auf den daneben liegenden Kompost deponiert werden. Der fertige Kompost wiederum kann direkt im Gewächshaus verwendet werden. Der direkt anschließende Gemüsegarten kann sehr einfach für die Enten geöffnet werden, so dass eine Regulierung der Anzahl von Schnecken in den Gemüsebeeten durch die Laufenten erfolgen kann.

Bereich 3: Die Wildwiese

Die vielfältige Wildblumenwiese stellt einen absoluten Insektenmagneten, speziell für Bienen, dar. Durch die erhöhte Anzahl von Bestäubern wird die Ernte im Gemüsegarten und vor allem auch bei den Obstbäumen deutlich höher ausfallen. Die Wiese soll nur 2-3-mal pro Jahr gemäht werden, mit dem anfallenden Heu kann im direkt daneben liegenden Gemüsegarten gemulcht werden.

Bereich 4: Der Schwimmteich

Mit einem recht großen Feuchtbiotop wie diesem Schwimmteich hält ein weiterer wichtiger Lebensraum für Wildtiere im Garten Einzug, der auch für den Menschen nutzbar ist. Der ca. zehn Meter lange und bis zu sechs Meter breite Teich wird aus Tief- und Flachzone bestehen. Ca. 70 Prozent der Wasserfläche ist zum Schwimmen geeignet, 30% des Bereichs ist für reinigende Wasserpflanzen reserviert. Durch ein solarbetriebenes, sehr einfach zu installierendes Filtersystem wird Sauerstoff angereichert und das Wasser bleibt klar und weitestgehend algen- und moskitofrei.

Bereich 5: Der Waldgarten

Statt einer klassischen Obstbaumwiese werden in diesem Bereich diverse Obstbaumsorten mit mehrjährigen, meist essbaren Pflanzen unterpflanzt. Diese unterstützen das Wachstum der Bäume durch Bodenbedeckung, Bindung von Stickstoff und anderen Nährstoffen im Boden, Abwehr von Schädlingen und Heranlocken von Insekten. Auf relativ kleinem Raum mit 3-7 Ebenen an Vegetation können so Nüsse, Früchte, Beeren, Gemüse, Kräuter, Heilpflanzen, essbare Blätter, Pilze, Holz und Biomasse angebaut und geerntet werden. 

Bereich 6: Der Wildnisbereich

Dieser Bereich wird ebenfalls mit einheimischen Gehölzen angelegt, dann aber in der Regel nicht betreten. Hier soll ein absolut natürlicher Lebensraum entstehen, der von uns Menschen möglichst unberührt bleibt und so unzähligen Tieren und Pflanzen eine Heimat bietet.

Fazit

Mit der Umsetzung dieses Design verwandelt sich die aktuell offen einsehbare, dem oft starken Ostwind ausgesetzte Feuchtwiese in ein vielfältiges und abwechslungsreiches Ökosystem. Durch die jedes Jahr dicker werdende Humuschicht werden die Erträge von ein- und mehrjährigen Pflanzen immer größer und der Artenreichtum der Wildtiere nimmt ständig zu. Das System wird sich immer mehr von selbst tragen. Der Garten wird  zum „Tanz mit der Natur, bei dem die Natur führt.“

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